Nun habe ich schon so lange Zeit in Berlin gelebt und bin immer noch überrascht, wie man sich in dieser Stadt mit über dreieinhalb Millionen Einwohnern begegnet.
Ich fahre heute zu einer Lesung an eine Grundschule. Der Lehrer, der die Veranstaltung organisiert hat, begrüßt mich mit den Worten: „Als der Klassenlehrer gehört hat, dass ein Andreas Hartmann kommt, der hier in der Gegend auch mal zur Schule gegangen ist, wurde er sehr neugierig. Es ist der Kollege am hinteren Tisch im Lehrerzimmer.“
Ich schaute und schaute – und dann erkannte ich den Klassenlehrer, mit dem ich zusammen auf die Oberschule gegangen bin. Über 25 Jahre hatten wir uns nicht gesehen, und dann begegnen wir uns bei einer Schullesung. Er als Lehrer, ich als lesender Autor. Berlin ist ein Dorf, in dem man sich irgendwann doch wieder über den Weg läuft.