Da habe ich nicht schlecht gestaunt: Meine ehemalige Grundschule fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, zur Eröffnung der neuen Schulbibliothek eine kleine Rede zu halten. Dabei liegt mein letzter Grundschultag ja bald ein Vierteljahrhundert zurück. Menschen aus der Berliner Verwaltung sollten auch anwesend sein. Also bereitete ich mich vor und schrieb meine Meinung zum Thema Lesen, Leseförderung und Kinderliteratur. Zugegeben, es war eine feurige Rede, um die anwesenden Politiker*innen zum Nachdenken zu bewegen.
Als ich dann in der Schulbibliothek eintraf, waren die angekündigten Politiker gar nicht da. Dafür eine Gruppe aufgeweckter Kinder und die sehr engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Bibliothek. Die waren nun wirklich nicht die Adressaten meiner Rede.
Mein Name wurde angekündigt, ich trat nach vorne – und rollte die vorbereitete Rede zu einer Röhre zusammen. Statt dessen erzählte ich lieber von meiner eigenen Grundschulzeit, wie ich Bücher verschlungen habe und mir auch eine Schulbibliothek gewünscht hätte. So etwas gab es damals kaum.
Außerdem erzählte ich, wie ich damals zum Schreiben gekommen bin. (Wenn Ihr aufmerksam auf meiner Website lest, dann erfahrt Ihr das auch.) Doch vor allem betonte ich gegenüber den Kindern, dass ihre Bücher „richtige“ Literatur sind! Leider glauben immer noch viele Menschen, Kinderbücher seien für Kinder und darum „Kinderkram“. Irrtum! Ein gutes Buch ist ein gutes Buch, egal, an welche LeserInnen es sich hauptsächlich wendet.
Ich lese immer noch mit viel Vergnügen Kinderbücher. Und zwar nicht nur, weil ich von den KollegInnen lernen kann. Sondern weil es einfach verdammt gute Bücher sind, die zufällig in erster Linie für Kinder geschrieben wurden.